Nicht immer reicht eine Psychotherapie aus, um Angststörungen und Depressionen zu behandeln. Manchmal, weil die Ursachen rein körperlich sind (wahrscheinlich eine biochemische Veränderung im Zentralnervensystem).
Manchmal auch, weil der Betroffene so verängstigt oder depressiv ist, dass er bei der Psychotherapie gar nicht richtig mitarbeiten kann.
Folgende Medikamente werden oft von Ärzten verschrieben:
Antidepressiva
Johanniskraut (pflanzliches Antidepressivum)
Tranquilizer (z.B. Beruhigungsmittel und angstlösende Mittel)
Antidepressiva helfen bei Angst und bei Depressionen. Sie nehmen das Angstgefühl und helfen auch gegen die Angstgedanken. Bei Depressionen bewirken Antidepressiva eine bessere Stimmung. In vielen Fällen kann der Patient wieder schlafen und essen.
Außerdem werden das Gedankenkarussell und die innere Unruhe gestoppt, die vielen Depressiven zu schaffen machen. Das ewige Grübeln hört auf und innere Ruhe tritt ein. Einige Antidepressiva steigern den Antrieb, andere wirken eher beruhigend.
Antidepressiva machen nicht abhängig
Viele Menschen denken, dass Antidepressiva abhängig machen. Das ist falsch. Sie dürfen nur nicht schlagartig abgesetzt werden, denn dann können die behandelten Symptome wieder auftreten, zum Beispiel Angstgefühle. Antidepressiva müssen langsam – über mehrere Wochen oder Monate „ausgeschlichen“ werden. Das heißt: Die Dosierung muss langsam, schrittweise verringert werden. Dann treten beim Absetzen auch keine Nebenwirkungen auf. Überhaupt werden Antidepressiva über einen langen Zeitraum eingenommen. Oft sind es mehrere Monate, manchmal sogar mehrere Jahre.
Antidepressiva wirken nicht sofort
Der größte Nachteil von Antidepressiva ist, dass sie nicht sofort wirken. Es kann mehrere Wochen dauern, bis die Wirkung eintritt. Und bis dahin hat der Patient mit einigen Nebenwirkungen zu kämpfen. So können zum Beispiel bei Angstpatienten die Angstgefühle in der ersten Zeit noch steigen. Ein Gefühl des „beduselt sein“ kann auftreten, außerdem kann es zu Schwindelgefühlen, Mundtrockenheit und starker Müdigkeit kommen. Manchmal können die Beine nachts zucken oder der Patient hat Sprachfindungsstörungen. Diese Nebenwirkungen hören aber meist auf, oft schon nach einer Woche. Danach kann der Patient mit den Antidepressiva ein ganz normales Leben führen. Er ist genau so leistungsfähig wie vorher, überhaupt nicht mehr „beduselt“ und sogar psychisch belastbarer. Falls die Nebenwirkungen nicht aufhören, kann das Antidepressivum abgesetzt und ein anderes ausprobiert werden.
Anfängliche Nebenwirkungen hören bald auf
Ein anderer Nachteil ist die Tatsache, dass es Antidepressiva mit verschiedenen Wirkmechanismen gibt und nicht vorher überprüft werden kann, welches Medikament bei welchem Patient wirkt. Es kann durchaus sein, dass verschiedene Medikamente ausprobiert werden müssen, bis das richtige gefunden ist.
Die erste Zeit mit Antidepressiva kann also für den Patienten sehr belastend sein. Hier hilft nur eins: Durchhalten mit dem Wissen, dass das Leiden vorbeigeht und ein normales Leben wieder möglich sein wird.
Allerdings gibt es auch einige Patienten, bei denen Antidepressiva gar nicht wirken. Aber auch hier hat die Medizin Alternativen, wie zum Beispiel Lithiumsalze.
Die Einnahme sollte von einem Arzt begleitet werden
In seltenen Fällen können bei Antidepressiva wie bei allen anderen Medikamenten Nebenwirkungen auftreten, die die körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass der behandelnde Arzt regelmäßig Blutuntersuchungen macht und die Einnahme der Antidepressiva begleitet.
Antidepressiva können vom Hausarzt verschrieben werden oder von einem Facharzt - also einem ärztlichen Psychotherapeuten oder einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
Die Einnahme sollte auf jeden Fall weiter von einem Arzt oder Psychotherapeuten begleitet werden, damit der Patient mit dem Medikament nicht allein gelassen ist.
Wenn Antidepressiva richtig angewendet werden, können sie sehr wirksam sein und dem Betroffenen helfen, wieder ein normales Leben zu führen.
Auf eine Gefahr sollte unbedingt hingewiesen werden!
Es kann sein, dass bei Einnahme von einigen Antidepressiva zunächst der Antrieb des Patienten gesteigert wird und die stimmungsaufhellende Wirkung erst später eintritt. Bei schwer depressiven, suizidgefährdeten Menschen kann das gefährlich werden. Bitte sprechen Sie in diesem Fall unbedingt mit Ihrem Arzt oder Psychotherapeuten, bevor Sie das verschriebene Medikament einnehmen.
Johanniskraut ist ein pflanzliches Antidepressivum. Es hilft gegen leichte bis mittelschwere Depressionen, Nervosität, Schlafstörungen, Ängste und damit zusammenhängenden Magenbeschwerden. Es wirkt antidepressiv, stimmungsaufhellend, beruhigend, stressreduzierend und harmonisierend. Die Wirkung von Johanniskraut setzt wie bei anderen Antidepressiva erst nach einiger Zeit ein. Unter Umständen kann es mehrere Wochen dauern.
Johanniskraut ist ein altes Natur-Heilmittel
Johanniskraut war schon bei den Kräutersammlern früherer Jahrhunderte bekannt. Medikamente mit Johanniskraut gibt es schon sehr lange, allerdings war bisher eine ausreichende Dosierung nicht immer gewährleistet. Mittlerweile gibt es aber Präparate, die eine zuverlässige, hochdosierte Behandlung ermöglichen.
Lassen Sie sich von einem Arzt oder Apotheker beraten
Johanniskraut gibt es rezeptfrei zu kaufen, allerdings sollten Sie sich vor dem Kauf mit einem Arzt oder Apotheker absprechen, damit Sie eine ausreichende Dosierung nehmen. Der Vorteil von Johanniskraut: Es hat kaum Nebenwirkungen, bisher ist lediglich eine etwas erhöhte Lichtempfindlichkeit bekannt. Allerdings kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Die Wirkung von Johanniskraut ist bisher vorwiegend nur bei leichten bis mittelschweren Depressionen untersucht und nachgewiesen worden. [i]
(z.B. Beruhigungsmittel und angstlösende Mittel)
Tranquilizer helfen sehr gut gegen Angst und Panikattacken. Sie bringen schnelle Linderung. Allerdings haben Tranquilizer viele Nebenwirkungen und sie machen abhängig.
Tranquilizer machen abhängig
Deshalb sollten diese Medikamente auf gar keinen Fall über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Sie sind nur eine vorübergehende Lösung.
[i] Kaufmann-Mall, S. 125